Weihnachten 1943 – “Junge, komm bald wieder!”

Torsten J. (93) ist ein echter Hamburger Jung, der beim Erzählen immer wieder ins Hamburger Plattdeutsch wechselt. Mit 17 Jahren wurde er eingezogen, um im Zweiten Weltkrieg vor der deutsch-dänischen Küste zu patrouillieren. Obwohl der Vorposten unter ständigem Beschuss der Jagdbomber war, blieb es in der Weihnachtsnacht wundersam ruhig. Eine Erinnerung an den 24. Dezember 1943:

 

Wir waren mit der Truppe damals vor der Küste Dänemarks postiert und wurden regelmäßig von den englischen Jagdbombern, den JABOS, beschossen. Doch in dieser Nacht blieb es friedlich – als hätten sich die Kriegsgegner für die Heilige Nacht stillschweigend auf eine Waffenruhe geeinigt. Ganz ähnlich dem Weihnachtsfrieden im Ersten Weltkrieg gut 30 Jahre zuvor.

 

Nachts um 12 Uhr saßen wir mit der ganzen Mannschaft zusammen, haben Weihnachtslieder gesungen und Tee mit Rum getrunken. Wir hatten sogar einen kleinen Tannenbaum. Das war sehr besinnlich. Rum gab es natürlich auch ohne Tee zu trinken, so dass wir später einiges getankt hatten. (lacht) Eigentlich mussten wir ja auf den Alarm aufpassen, der natürlich hätte kommen können, doch Gott-sei-Dank blieb es ruhig. Etwas berauscht sind wir später in die Koje gegangen, die jeder von uns mit einem Kameraden teilte, mit dem er abwechselnd Wache hielt. Ich packte die Geschenke von zuhause aus und las die Briefe aus der Heimat. Meine Mutter schickte mir damals Wurst und selbstgestrickte Mützen und Schals gegen die nächtliche Kälte auf See. Sie schrieb: „Junge, komm bald wieder.“  und „Wir sind froh, wenn Du wieder da bist.“ Aber man wußte ja selbst nicht, wie lange der Krieg noch dauerte und ob man die Heimkehr erleben würde. Ich hätte nie gedacht, dass ich so alt werden würde…