An ihrem 54. Hochzeitstag treffe ich Magdalene und Albert, die ihren Jahrestag bescheiden und schnörkellos zu zweit zelebrieren. Als die Beiden Anfang der 60er Jahre heirateten, gehörte es zum Rollenverständnis, dass die Frau im Job zurücksteckte, um sich um die Kinder und den Haushalt zu kümmern. Dass Magdalene ihren gut bezahlten Job damals aufgab, hat Albert schon damals geschätzt und bis heute nicht vergessen. Er besucht sie zwei Mal pro Tag im Seniorenheim, wo sie seit ihrer Krankheit die nötige Pflege erhält. Wie Magdalene und Albert ein halbes Jahrhundert Ehe erfolgreich gemeistert und mit welcher Einstellung sie auch schwierige Situationen bewältigt haben, verraten sie im Interview:
Wie haben Sie sich kennengelernt?
1960 auf einem Sportlerball unserer Kleinstadt; ich war damals 25 und Magdalene war 23. Ich habe sie zum Tanz gebeten. Wir haben uns zu einem ungünstigen Zeitpunkt kennengelernt, da ich gerade an einem 7-monatigen Fachlehrgang teilnahm. Eine für mich beruflich wichtige Zeit. Ich konnte eine solche Ablenkung eigentlich gar nicht gebrauchen. (lacht) Als wir uns aber nach vielen Tänzen am Abend des Kennenlernens verabschiedeten, fragte ich sie – und daran erinnere ich mich genau: „Darf ich der Hoffnung Ausdruck verleihen, dass der heutige Abend der Beginn zu weiteren Begegnungen ist.“
„Darf ich der Hoffnung Ausdruck verleihen, dass der heutige Abend der Beginn zu weiteren Begegnungen ist.“
War es Liebe auf den ersten Blick?
Liebe auf den ersten Blick? Wir sind vom Naturell her beide keine stürmischen Menschen, sondern eher konservativ und bodenständig. Das Lebensbild in den 60er Jahren sah vor, eine Familie zu gründen, Kinder zu haben und möglichst auch ein Haus zu bauen. Und genau diese drei Dinge haben wir geschafft. 1963 haben wir geheiratet und in den Jahren darauf kamen unsere Kinder. Zuerst wohnten wir bei den Schwiegereltern im Haus, später dann haben wir mit sehr viel Wagemut ein eigenes Haus gebaut. Unser Traum war immer ein Haus mit Kamin. Wir hatten ein sehr schönes Zuhause.
Was schätzen Sie aneinander?
Albert: Magdalene war geistig interessiert, hat viel gelesen. Wir passten gut zusammen und waren ziemlich auf einer Linie. Eine konstante Linie, ohne große Ausschläge. Kontinuität! Wir haben uns nie „an die Köppe gekriegt“. Wir hatten ein gemütliches Zuhause und gleiche Interessen, sind gerne und viel verreist. Wenn meine Frau nicht krank geworden wäre, wären wir in Süd-Ost-Asien und Südamerika gerne noch auf Entdeckertour gegangen. Meine Frau hat auf unseren Reisen immer Reiseberichte geschrieben. Die bringe ich jetzt manchmal mit, dann lesen wir sie zusammen und erfreuen uns daran. Unsere liebste Reisedestination: das Eismeer bei Spitzbergen.
Magdalene: Mir hat gefallen, dass er so ruhig war. (lacht) Und sein Äußeres!
„Das Lebensbild in den 60er Jahren sah vor, eine Familie zu gründen, Kinder zu haben und möglichst auch ein Haus zu bauen. Und genau diese drei Dinge haben wir geschafft.“
Was ist der Schlüssel Ihrer Beziehung?
Meine Frau hat nach unserer Heirat ihre sehr gute Arbeitsstelle als Chefsekretärin in einem mittelständischen Unternehmen aufgegeben – zugunsten unserer jungen Familie und damit ich beruflich volle Entfaltungsmöglichkeiten hatte. Mir war immer bewusst, was sie damals aufgab, um sich in meine Abhängigkeit zu begeben. Sie hat sich voll und ganz auf mich verlassen und darauf vertraut, dass ich beruflich etwas erreiche und wir mit einem Gehalt auskommen. Das ist bis heute ein wichtiger Beweggrund, füreinander da zu sein. Wir haben vor 54 Jahren eine Wahl getroffen, da muss man die Eigenschaften des Partners akzeptieren. Und ich akzeptiere meine Frau nach nach all den Jahren noch genauso wie damals, als wir uns kennenlernten.
Wie bleibt man sich auch in schwierigen Situationen als Paar nah?
Frau Merkel sagt: „Wir schaffen das.“ (lacht) So ähnlich war unsere Einstellung auch, nicht wahr Magdalene? (nickt seiner Frau zu). Es gab nie den Gedanken, sich zu trennen. Wir hätten uns nur verschlechtern können.
„Wir haben vor 54 Jahren eine Wahl getroffen, da muss man die Eigenschaften des Partners akzeptieren. Und ich akzeptiere meine Frau nach all den Jahren noch genauso wie damals, als wir uns kennenlernten.“